Die Gässelchen in Roden stellen eine örtliche Besonderheit dar. Dies ebenso zu würdigen wie den lokalen Einsatz Rodener Persönlichkeiten war Oberbürgermeister Marc Speicher bereits als Stadtratsmitglied wichtig. Daher wurde bereits 2021 der Kunibert-Schäfer-Weg ausgewiesen. „Die Gässelchen in Roden sind etwas Besonderes. Daher werden sie zur besseren Sichtbarkeit nach lokalen Persönlichkeiten benannt. Den Anfang haben wir mit Kunibert Schäfer gemacht. Nun folgt mit Schwester Hermiona eine weitere lokale Größe“, so Speicher.
Der am Thelengarten gelegene Fußweg erinnert an Ordensschwester Hermiona Brodbeck, die über fünf Jahrzehnte lang im Stadtteil wirkte und tiefe Spuren im Gedächtnis der Rodener hinterlassen hat. Jahrzehntelang waren im Rodener Schwesternhaus gegenüber der Kirche Maria Himmelfahrt die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut aktiv. Seit 1979 befindet sich in dem historischen Gebäude die Kirchliche Sozialstation. Nun erfolgte die offizielle Einweihung.
Bereits einige Jahre lang war die Namenswidmung für Schwester Hermiona im Gespräch, die durch den Heimatkundeverein Rodena angestoßen wurde. Nun folgte der Stadtrat dem Vorschlag zur Umsetzung durch Oberbürgermeister Marc Speicher. Dieser dankte besonders dem Frauenhistorischen Arbeitskreis sowie Dr. Claudia Wiotte-Franz für den Einsatz in der Würdigung der Lebensleistungen bedeutender Frauen in Saarlouis.
Schwester M. Hermiona Brodbeck stand insgesamt 65 Jahre lang treu in den Diensten der katholischen Kirche. Geboren am 26. Mai 1893 in Tunsel bei Bad Krozingen, trat sie 1912 den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut bei. Nach Gründung des Herz-Jesu-Klosters in Roden 1919 wirkte sie im Stadtteil und wurde ein Jahr später zur Oberin gewählt. In beiden Weltkriegen war sie als examinierte Krankenpflegerin tätig. Als Folge der schweren Beschädigung des Klostergebäudes im Zweiten Weltkrieg setzte sie sich für die Errichtung einer Spitalbaracke in Roden ein, wo sie lebte und alte und gebrechliche Menschen versorgte. Hier fanden 24 kranke und obdachlose Menschen Unterkunft. Am 7. Juli 1961 wurde ihr Wirken durch die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt. Unzählige Menschen begleitete sie in den schwersten und letzten Stunden des Lebens, in Krankheit, Not und Tod. Stets unterwegs mit ihrer charakteristischen schwarzen Tasche und einem offenen Herzen. Ihre Fürsorge verlieh ihr schnell den Titel „Mutter von Roden“. Nach einem von christlicher Nächstenliebe geprägten Leben verstarb Schwester Hermiona am 24. März 1977 und fand ihre letzte Ruhestätte im Schwesterngrab auf dem Rodener Friedhof.
Zur Einweihung übernahm Dr. Claudia Wiotte-Franz, Geschäftsführerin der Frauen im Lokalen Bündnis für Familie Saarlouis die Begrüßung der zahlreichen Gäste und moderierte die Veranstaltung. Schülerinnen der Musikschule mezzoforte-Roden umrahmten die Feierstunde mit musikalischen Darbietungen auf der Gitarre, unter anderem aus dem Repertoire von Ed Sheeran.
Herzliche Grüße wurden unter anderem von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut übermittelt. Eine Videobotschaft von Schwester Walburga aus dem Mutterhaus in Neuenbeken wurde durch die Grußworte der Provinzoberin Schwester Angela-Maria Sebert ergänzt. Schwester Regine verlas ein Grußwort von Schwester Sabine, die ebenfalls ihren Dienst in Roden absolvierte. Die Botschaften der nicht vergessenen langjährigen Rodener Schwestern konnten den Gästen durchweg ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Dr. Wiotte-Franz führte kurzweilige Interviews mit Rosa-Maria Kiefer-Paulus vom Rodena Heimatkundeverein Roden e.V., Alois Rau vom Rodener Geschichtskreis e.V. und Schwester Ingrid Geißler, die für den besonderen Anlass extra aus Bonn angereist war. Frau Kiefer-Paulus berichtete von der herzlichen Verbundenheit zwischen Schwester Hermiona und der Rodener Bevölkerung, die mit ihrer „leisen Freundlichkeit, aufmunterndem Lächeln und einer stillen Stärke“ tief beeindruckte. Alois Rau betonte die Bedeutung der endlich vollzogenen Widmung für Schwester Hermiona. Ordensschwester Ingrid Geißler überbrachte den Rodenern Grüße aus Rom und berichtete von der Tätigkeit ihrer Mitschwestern in 19 Ländern. Auch heute noch leistet der Orden große Dienste im Bereich der Krankenpflege – insbesondere in Afrika.
In seinem Schlusswort betonte Oberbürgermeister Speicher die Notwendigkeit zu mehr Nächstenliebe und Fürsorge innerhalb der Gesellschaft. Gerade darum sei es wichtig, die Erinnerung an Vorbilder wie das der Schwester Hermiona lebendig zu halten. Ein
besonderer Dank galt schließlich dem Neuen Betriebshof der Europastadt Saarlouis für die Unterstützung der Vorbereitung sowie der Marinekameradschaft Thetis SLS-Roden e.V. für die Bereitstellung der Örtlichkeit im Thelengarten. Nach der offiziellen Enthüllung des Straßenschildes endete die Veranstaltung unter strahlendem Sonnenschein bei einem geselligen Umtrunk.
Fotos: Peter Speth