Am 23. Oktober jährt sich zum 70. Mal die zweite Saarabstimmung, bei der über das sogenannte „Saarstatut“ entschieden wurde. Nachdem das Saargebiet infolge des Zweiten Weltkriegs zunächst unter französischer Kontrolle war, entstand 1947 das „Saarland“ – mit eigener Verfassung, eigener Regierung, sogar einer eigenen Fußballnationalmannschaft. Die Regierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann (CVP) stand Frankreich politisch nahe und bevorzugte eine europäische Lösung, die weder einen Anschluss an Deutschland noch an Frankreich vorsah.
1954 einigten sich die westlichen Alliierten auf das „Saarstatut“, das einen neutralen Brückenstaat zwischen beiden Ländern schaffen sollte. Als die Saarländerinnen und Saarländer 1955 über ihre Zukunft abstimmten, lehnten 67,7 Prozent das Statut ab und votierten für eine Rückkehr zur Bundesrepublik Deutschland. Die Regierung Hoffmann trat daraufhin zurück. Das Saarland wurde zum 1. Januar 1957 Teil der Bundesrepublik.
Anlässlich des Jahrestages eröffnete Oberbürgermeister Marc Speicher in Victor’s Residenz die Ausstellung „70 Jahre Volksbefragung über das Saarstatut“. Die vom Heimatverein Rodena initiierte Schau gewährt Einblicke in die Geschichte der Region und beleuchtet zugleich das Wirken von Ministerpräsident Johannes Hoffmann. Auch dessen Enkelin war anwesend, um über ihren Großvater zu berichten.
Der Oberbürgermeister dankte Rodena sowie Victor’s für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und betonte die Bedeutung historischer Erinnerung:
„Das Saarland hat mit der Abstimmung Geschichte geschrieben. Deutschland und Europa sind zwei Seiten derselben Medaille. Dafür steht insbesondere die Europastadt Saarlouis, die als deutsch-französischste Stadt hier eine herausgehobene Stellung einnimmt.“
Das Bekenntnis zur deutschen Zugehörigkeit wurde zugleich zu einem wichtigen Schritt auf dem Weg zur deutsch-französischen Freundschaft, die bis heute als Fundament Europas gilt.
Aufgrund der großen Nachfrage wurde die kostenlose Ausstellung bis zum 27. Oktober verlängert. Sie ist samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr, an den übrigen Tagen von 13 bis 18 Uhr geöffnet.


Fotos: Peter Speth