Saarlouis darf auf eine Stadtgeschichte zurückblicken, die im Saarland wohl einzigartig ist. Ihre Gründung wurde 1680 direkt vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. veranlasst. Nach den Plänen des Festungsbaumeisters Vauban war es Thomas de Choisy, der für den Bau verantwortlich war und den Grundstein für die Stadt legte, die heute Heimat für alle Saarlouiserinnen und Saarlouiser ist. Nach Abbruch des Schlachthofes 2005 kamen Teile der Festung wieder ans Tageslicht. In den Folgejahren wurden sie in das Bauprojekt Festungspark Ravelin V integriert.
Zum Tag des offenen Denkmals gab es nun Einblicke in Stadtgeschichte, Planung und Ausführung des Ravelin. Die Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz lässt jedes Jahr in die Geschichte von Kulturgütern eintauchen. Dipl.-Ing. Jürgen Baus, Amtsleiter für Stadtplanung, Hochbau, Denkmalpflege und Umwelt, war für die Gestaltung und Umsetzung der 2021 fertiggestellten Anlage verantwortlich und leitete die kostenlose Führung der rund 35 Personen. Er erläuterte Ziele des Projekts und zeigte, wie diese städtebaulich umgesetzt wurden. Einerseits sollte die historische Substanz bewahrt bleiben, andererseits eine Fläche entstehen, die für Freizeit, Veranstaltungen und Begegnungen genutzt werden kann. Die Teilnehmer stellten Fragen, die ausführlich und anschaulich beantwortet wurden.
Dass das Gesamtkonzept aufgegangen ist, belegen zahlreiche Veranstaltungen am Ravelin – von Konzerten über die Weinzeit bis hin zum Street-Food-Festival. Auch mehrere Auszeichnungen würdigen das Projekt. Die Gestaltung orientierte sich an klaren Prinzipien: Bauwerke, die nicht zum ursprünglichen Ravelin gehörten, wurden bewusst so entworfen, dass sie als moderne Ergänzungen erkennbar sind. Zum Beispiel die barrierefreie Treppenanlage, die sich architektonisch abhebt und dennoch harmonisch ins Gesamtbild einfügt. Die Geschichte Saarlouis‘ als deutsch-französische Stadt spiegelt sich auch in den Festungsanlagen wider: Was von Franzosen errichtet wurde, bauten Preußen nach der Übernahme 1815 weiter aus. Über zwei Jahrhunderte erfüllte die Festung ihre Funktion, bis sie 1890 aufgrund neuer Formen der Kriegsführung aufgegeben wurde.
Wie lebendig Stadtgeschichte vermittelt werden kann, zeigte nicht zuletzt die Führung selbst. Schon vor der Grundsteinlegung 2012 wurde die Bevölkerung in den Gestaltungsprozess einbezogen – ein Zeichen dafür, dass die Stadtverwaltung besonderen Wert auf die Bedürfnisse ihrer Bürgerinnen und Bürger legt.
Text & Bild: Peter Speth