Rhythmische Schläge mit einer locker zur Faust geballten Hand: So sitzt Alfred Gulden im Festsaal des Theaters am Ring und folgt konzentriert den Jazz-Klängen, die sein langjähriger Wegbegleiter Christof Thewes und seine Formation Phase Vier am anderen Ende der Bühne zum Besten geben. Es ist mehr als nur Begleitmusik an diesem Vormittag, es ist das Ergebnis ihres gemeinsamen künstlerischen Schaffens, die Silvertower-Songs. Und damit: Eine Facette der vielfältigen kreativen Ausdrucksformen Alfred Guldens. Gulden, der Filmemacher und Schriftsteller, Musiker und Dramatiker. Ein Kind der Stadt Saarlouis und auch ihr Ehrenbürger. Um seinen 80. Geburtstag angemessen zu feiern, luden Stadt und Stadtrat zur Matinée, die mehr als nur eine Feier war. Sie war Rückblick und Ausblick zugleich, aber vor allem auch ein Einblick in einige jene Facetten seiner Kunst – sie umfasste Musik, Lesungen von Auszügen verschiedener Werke sowie drei bislang unveröffentlichte Filmgedichte aus seiner 52 Wochen angelegten Reihe „Die Schnecken nach Metz treiben.“
In seiner Ansprache würdigte OB Peter Demmer das Schaffen Alfred Guldens sowie seine besondere Beziehung zu seiner Heimatstadt Saarlouis. Gulden sei ihr literarischer Chronist, ihr Stadtschreiber. „Er hat sie zu Bewohnerinnen und Bewohnern eines literarischen Ortes gemacht. Denn das ist unsere Stadt durch Alfred Guldens Werk geworden.“
Geboren wurde Alfred Gulden im Januar 1944, während des Krieges, aufgewachsen in einer zerstörten Stadt. „Das prägt einen Menschen“, sagte Demmer. „Aufzuwachsen in einer Welt, deren Zerbrechlichkeit zu sehen und zu spüren ist, das wirkt lange nach.
Alfred Guldens kritische Sicht von Geschichte und die Sorge um den Menschen, der immer auch Opfer von großer Geschichte wird, kommen hierher.“
Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Heimat. „Heimat ist für Alfred Gulden ein Ort der Versöhnung, Menschlichkeit und Toleranz“, erklärte Demmer. „Kein Ort der Abschottung und Ausgrenzung. Dort spielen seine Geschichten und Romane.“ Und diese Heimat, betonte der Jubilar persönlich, die müsse man auch mit sich tragen: „Das Nest ist im Kopf, die Heimat muss man sich schaffen“, sagte Gulden. Das beginne mit dem Blick nach innen: „Wer in sich nichts sieht, wird auch außerhalb nichts sehen, wer in seinem Winkel nichts sieht, der wird auch in der Welt nichts sehen.“
Auch die Sprache spielt dabei eine entscheidende Rolle – genauer: die Mundart als die ‚eigentliche‘ Muttersprache. Bereits 1975 erschien Guldens erster Gedichtband in Mundart. Es war eine gesellschaftliche Zeit, die Sprache kritisch betrachtete. „Auch die Sprache der Herkunft musste umgekrempelt werden“, sagte der Autor im Dialog mit Kulturamtsleiterin Julia Hennings, die den Vormittag moderierte. „Dabei ging es nicht um rückwärtsgewandte Vergoldung, gegen solche Tendenzen haben wir angekämpft.“
Noch immer blüht in dem Tausendsassa die Leidenschaft, das zeigten nicht nur sein beherztes Eintauchen in die Silvertower Songs und die Uraufführung von drei Filmgedichten. die er zusammen mit Christian Schu und Bernd Heinrich inszeniert. Es ist auch die Arbeit an seinem Werkbuch zur Leidinger Hochzeit, „Die Leidinger Brautmesse“. Für dieses Projekt machte ihm der Saarlouiser Stadtrat ein Geburtstagsgeschenk, das OB Demmer an diesem Tag überreichte: 5.000 Euro zur Förderung seines Buchprojektes, das zugleich, wie könnte es anders sein, mit Hilfe dieser Zuwendung von einem neuen Filmprojekt begleitet werden wird.
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